Der Stettfurter Max Gamper hat eine Schwäche für alte Traktoren. Ein verrostetes Exemplar der Marke Hatz hat es ihm besonders angetan: Gamper hat ihn zum Prachtstück umgebaut.
Stettfurt – Max Gamper wippt auf der Sitzschale seines Traktors und startet den Motor: Ohrenbetäubender Lärm. «Dieser Ton! Herrlich!» Der Mann im Übergwändli strahlt über beide Ohren. Dann ahmt er das Geratter nach, als wärs eine seltene Vogelstimme: «Ratatatatataaaaa – ist das nicht wunderbar?»
Zurzeit steht der Hatz-Dieselschlepper TL 17 in Gampers Werkstatt in Frauenfeld, frisch restauriert und auf Hochglanz poliert. «Dieses Traktörli hat eine besondere Geschichte», sagt Gamper. Eine Geschichte wie ein Märchen: Das dröhnende Geräusch des Traktors versetzt Max Gamper zurück ins Stettfurt der Sechzigerjahre. Damals ging er in die Primarschule. Neben dem Schulhaus stand ein hellgrüner Traktor der Marke Hatz. Er gehörte dem Bauer Willi Nussberger, als motorisierte Fahrzeuge im Thurgau Seltenheitswert hatten. «Das Traktörli war ein richtiges Dorforiginal», sagt Gamper.
Von Kennern geschätzt
Jahre später eröffnete er in Frauenfeld sein Velogeschäft. In den 90ern begann er, sich für Traktoren zu interessieren. Der kleine Hatz neben dem Schulhaus fiel ihm wieder ein. «Das wäre ein schönes Traktörli, so ein Hatz», dachte er.
Hatz-Traktoren sind in Kennerkreisen sehr geschätzt und werden hoch gehandelt, weil sie rar sind. Zudem sind sie «ring zum Fahren, auch für Frauen», wie Gamper sagt. Die ganze Familie teilt sein Hobby: Seine Frau Edith und seine Töchter Nadja und Sandra besitzen alle drei einen eigenen Oldtimer-Traktor – nicht zum Arbeiten, sondern aus purer Freude an alten Landmaschinen.
Vor vier Jahren hörte Gamper von einem Hatz-Traktoren in der Scheune eines Kollegen. Er fand einen Rosthaufen vor, von dem blauer Lack abblätterte. Baujahr 1959, zwei Zylinder, 17 PS. Entfernt erinnerte ihn das havarierte Gefährt an den Traktor des Stettfurter Landwirts – also kaufte er es.
Unverhofftes Wiedersehen
Vier Jahre dauerte die Renovation: Gamper schraubte Räder und Blechteile ab, bis nur noch das Gerippe übrig blieb. Er schmirgelte, wechselte Schläuche aus, flickte Löcher im Kotflügel und spritzte den Wagen hellgrün. Nach etlichen Nachtschichten war das Werk vollbracht. Nun forderten Gampers in Bern Papiere an, um den Wagen zu lösen. Als Max Gamper die Papiere sah, geriet er völlig aus dem Häuschen: «Das ist ja dem Nussberger Willi sein Hatz!» Er konnte den ganzen Tag an nichts anderes mehr denken. «Er freute sich, als hätte er ein Kind bekommen», sagt seine Frau. Dennoch behält er das Prunkstück nicht selber – er schenkt den Hatz seiner 16-jährigen Tochter Sandra.
Das Ereignis hat sich in Stettfurt schnell herumgesprochen. Am kommenden Wochenende wird der grüne Hatz am Dorffest zur Zierde neben dem Schulhaus stehen. Genau wie anno dazumal. «Der Klang des Traktors liegt sicher noch manchem Stettfurter in den Ohren», sagt Max Gamper. (ThurgauerZeitung)
Erstellt: 25.08.2009, 12:29 Uhr Quelle: Thurgauer Zeitung, hier veröffentlicht mit freundlicher Erlaubnis der Redaktorin, Melissa Müller
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Dateikommentar: Der Stolz der Familie: Max, Nadja, Sandra und Edith Gamper sind in einen Traktor vernarrt. Bild: Nicolas Senn
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